Es gibt einige hartnäckige Mythen, die sich in der Diskussion um Elektrofahrzeuge halten. Das wollen wir zum Anlass nehmen, um die dahinterliegenden Fakten zu beleuchten.
Haben Elektrofahrzeuge tatsächlich einen geringeren CO2-Fußabdruck als diesel- oder benzinbetriebene Fahrzeuge? Betrachten wir rein die Produktion von Fahrzeugen, so ist der CO2-Fußabdruck tatsächlich bei Elektrofahrzeugen aufgrund der energieintensiven Batterieproduktion höher als bei konventionellen Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Der entscheidende Punkt ist aber, dass bei einem Elektrofahrzeug ab dem Zeitpunkt der Auslieferung / im Betrieb je nach verwendetem Strommix kaum mehr CO2 anfällt (während Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor laufend CO2 ausstoßen). Es gibt diverse Untersuchungen zum Break-Even Point, ab dem ein Elektrofahrzeug klimafreundlicher unterwegs ist – je nach Studie kann dieser z.B. beim Laden mit Ökostrom bereits nach 20..40.000km erreicht sein, mit positiver Tendenz bei aktuellen Fahrzeugmodellen [1].
Wie steht es um die Haltbarkeit von Elektrofahrzeugen bzw. deren Batterien? Tatsächlich sind Batterien moderner Elektrofahrzeuge so ausgelegt, dass auch gegen Ende der Lebensdauer des Fahrzeugs nur eine geringe Abnahme der Kapazität zu erwarten ist (je nach Studie z.B. durchschnittlich rund 1,8% pro Jahr [2] ).
Betrachtet man die Auslegung der Lebensdauer moderner Fahrzeuge im Allgemeinen, so fällt auf: Herstellergarantien sind häufig bei Elektrofahrzeugen länger (z.B. asiatische Hersteller) und die Garantie auf die Restkapazität der Batterie selbst ist häufig länger als auf das Fahrzeug selbst (z.B. 8 Jahre bei BYD). Sollte die Kapazität tatsächlich innerhalb des Garantiezeitraums signifikant sinken, so stehen die Chancen gut, dass der Hersteller den Tausch übernimmt. Manche Hersteller legen die Batteriesysteme auch von vornherein auf einen einfachen Tausch aus (z.B. Renault, NIO), sodass Batterien für andere Anwendungen wie lokale Speicher weiter verwendet oder recycelt werden können [3].
Elektrofahrzeuge benötigen Kobalt und seltene Erden – ist man damit nicht mitverantwortlich für Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen? Kobalt und seltene Erden wie Neodym werden leider nach wie vor unter nicht vertretbaren Bedingungen gewonnen – deshalb wird aktuell verstärkt an Alternativen geforscht. So gibt es bereits Beispiele serienreifer Elektromotoren, die gänzlich ohne Magnete und somit seltene Erden auskommen [4]. Was Batterien betrifft, setzen Hersteller inzwischen statt auf Lithium-Ionen mit Kobalt-Anteil vermehrt auf kobaltfreie Lithium-Eisenphosphat-Akkumulatoren (LFP), die nicht nur sicherer sind (Thermal Runaway sehr unwahrscheinlich), sondern auch eine höhere Anzahl an Ladezyklen haben und fast vollständig recycelt werden können [5].
Sind Elektrofahrzeuge nicht unsicher, da sie schnell zu brennen beginnen? Wenn es als Folge eines Thermal Runaways / Thermischen Durchgehens zu einem Batteriebrand kommt, ist der Brand aufgrund des erhöhten Wasserbedarfs schwerer zu löschen. Aber: Elektrofahrzeuge brennen deutlich seltener als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren [6]. Neben der optimierten Konstruktion der Batterie, sowie aktiver und passiver Hochvolt-Sicherheitssystemen in den Fahrzeugen selbst, setzen viele Hersteller inzwischen vermehrt auf Akkutypen wie LFP, bei denen ein Thermal Runaway chemisch sehr unwahrscheinlich ist.
Aber auch Versicherungsdaten zeigen: Rein statistisch ist es um ein Vielfaches wahrscheinlicher, dass ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor (und Treibstofftank) zu brennen beginnt, als ein Elektrofahrzeug (ca. 25 vs. >1.500 pro 100.000 zugelassenen Fahrzeuge; die absolute Anzahl stagniert auch trotz steigender Elektrofahrzeug-Zulassungen) [7].
Quellen:
[1] https://www.agora-verkehrswende.de/veroeffentlichungen/klimabilanz-von-elektroautos/
[2] https://t3n.de/news/studie-e-auto-batterien-halten-laenger-als-ihre-fahrzeuge-1647617/
[3] https://futurezone.at/science/second-life-e-auto-elektroauto-akkus-batterie-zellmodule-photovoltaik-bmw-nissan/402681385
[4] https://www.ingenieur.de/fachmedien/konstruktion/antriebstechnik/zf-entwickelt-e-motor-ohne-magnete-und-seltene-erden/
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Lithium-Eisenphosphat-Akkumulator
[6] https://www.derstandard.at/story/3000000231231/brennen-e-autos-haeufiger-und-wer-muss-die-schaeden-bezahlen
[7] https://www.enbw.com/blog/elektromobilitaet/fahren/brandgefahr-beim-e-auto-wie-hoch-ist-das-ris
Oktober 2024